Oh. Mein. Gott.

So nah war ich der Herzattacke noch nie!

Inzwischen bereue ich es, keine Fotos gemacht zu haben aber wenn ihr die Geschichte gehört habt, versteht ihr diesen Umstand sicher! 😀

Es begann alles ganz harmlos. Ich folge bereits seit einigen Tagen der Sonne. Früh am Morgen. Und mit früh meine ich etwa 11:00 Uhr … stelle ich meine Sonnenliege, dessen Lebenszeit die meine bei weitem überragt, direkt vor dem Haus auf, um die Sonne im idealen Bräunungswinkel zu erhaschen.

Wildnis 2014

Später dann, wechsele ich von Kindle zu Hörbuch und vom Haus zur Wiese. Dort entgehe ich gewieft den langen Schatten der Bäume, welche ebenfalls ca. 15 Jahre älter sind als meine Wenigkeit und muss nicht ständig das Lesegerät festhalten. Der ideal faule Ablauf eines ganz normalen Wildnis-Tages also.

Bis …

Ich liege gerade bäuchlings, da ich die Rückenbräune immer vernachlässige und mir dieses Jahr vorgenommen habe, daran mehr zu arbeiten, als ich plötzlich ein Geräusch höre. Das ist hier draußen ja nichts ungewöhnliches. Und in der Regel freue ich mich dann sogar. Auch wenn es mich von der Geschichte des krassen Social Media Giganten „Freemee“ aus Marc Elsbergs neustem Werk „Zero“ ablenkt, bin ich gespannt, was da nun wieder aus dem Unterholz hervorkrabbeln wird. Das Rotkehlchen vielleicht? Ich hatte es schon ewig nicht gesehen. Oder wieder das Eichhörnchen?

Ich beäuge also den nahen Rand des wild-wuchernden Beetes, von dem ich mit meiner Liege extra wenig Abstand genommen hatte, weil ich es so schön urwaldig finde. Immerhin haben meine Familie und ich schon vor einigen Jahren beschlossen, diesen Teil des Grundstücks der Natur zu überlassen, damit man nicht ständig irgendwelche Blumen pflegen und wässern muss. Es gibt also Farne und Efeu und diese riesigen Giftdinger, wie heißen die noch? Fingerhut oder so? Jedenfalls alles ganz wild und verwachsen.

Ich fühle mich sofort an die TV-Serie „LOST“ erinnert, denn durch das Dickicht rumpelt und raschelt jetzt etwas, das mit einiger Geschwindigkeit in meine Richtung drängt. Ich – immer noch auf dem Bauch, das Kinn auf die Handgelenke gestützt – warte gespannt und zum Vorschein kommt … ein Frosch!

Breit grinsend macht er einen Satz nach dem anderen und arbeitet sich bis zur Mitte der Wiese vor. Ich bin entzückt. Bilder aus Kindertagen kommen mir in den Sinn. Wieviele seiner Artgenossen habe ich gefangen, gestreichelt und – natürlich, denn ich bin ein Mädchen – geküsst! Ein Prinz war nie dabei aber es hat trotzdem Spaß gemacht.

Ich will mich also gerade, eins mit der Natur und glücklich über mein friedvolles Dasein wieder auf das Hörbuch konzentrieren, was auch perfektes Timing ist, denn jetzt geht es um die „Glasses“, Datenbrillen, die mich schon lange interessieren, als es erneut im Gebüsch raschelt.

Wildnis 2014

In mir wallt Vorfreude auf. Ich fühle mich wie Tom Hanks in Cast Away oder Indiana Jones, sogar ein bisschen wie Nell! Ich bin mucksmäuschenstill, bereit für meine Beute und gleichzeitig enorm wütend, dass das iPhone drinnen am Solarstrom hängt. Wie gerne würde ich ein Foto machen, von dem, was da kommt! Aber es soll nicht sein. Zudem, bin ich mir sicher, dass jeder von euch schon mal einen Frosch gesehen hat. Es ist also kein großer Verlust.

Aber was habe ich mich geirrt!

In Erwartung eines weiteren, freundlich dreinschauenden Teichbewohners starre ich auf die Stelle, aus der die neuen Geräusche kommen. Zu spät bemerke ich, dass sie wirklich „neu“ sind. Der Vorgänger-Frosch klang anders. Ganz anders! Ich ignoriere das unheimliche Kribbeln in meinen Fingerspitzen und sage mir: Was soll schon sein? Immerhin ist das hier nicht „LOST“ und selbst wenn, ich wollte das Rauchmonster schon immer mal sehen 😀

Und dann erscheint ein kleiner Kopf. Im ersten Augenblick freue ich mich, dass es nun doch ein Frosch geworden ist. Doch dann kombinieren mein Hirn und meine Augen die Fakten und ich bin endlich in der Lage die gehörten Geräusche richtig zu interpretieren. In meinem Kopf formen sich zwei Gedanken:

Harry Potter und wieder der extreme Wunsch nach einer Kamera!

Vor mir arbeitet sich die Schlange vorwärts und ich begreife, dass sie auf der Suche nach dem armen Frosch ist! Hätte ich nicht selber eine Heidenangst, würde ich wohl Mitleid mit dem verfolgten Tier haben. Aber im Gegensatz zu mir hat der Frosch wenigstens Erfahrung mit dieser Gattung!

Entgegen allen Regeln, die mir die zahllosen Abenteuerfilme aufgezwungen haben, springe ich hoch, anstatt still liegen zu bleiben. Im selben Moment macht die Schlange einen Rückzieher und verschwindet wieder im Unterholz.

Ich bin stolz berichten zu können, dass ich nur wenige Augenblicke im Haus Zuflucht gesucht habe und mich schnell wieder zu meinem Sonnenplatz zurückgewagt hab. Wenn auch mit Armen und Beinen auf der Liege und nicht ohne ein aufmerksames Auge auf die Umgebung zu haben.

Natürlich weiß ich, dass mir die schlimmsten Folgen noch bevorstehen. Wenn es hier Schlangen gibt, was hält sie davon ab auch ins Haus zu kommen. Da wo ich schlafe!!! Ich bemühe mich momentan redlich, diesen Gedanken zu verdrängen! Es war wohl auch ein wenig naiv zu glauben, dass es hier nur pelzig-puschelige Tierchen wie Mäuse und Eichhörnchen gibt. Ich hätte es mir denken müssen!

 

Und mal ganz nebenbei, denn eigentlich sollte dieser Blog ja davon handeln: Mit der Schreiberei geht es auch voran. Ich habe beschlossen das Finale noch einmal umzuschreiben. Dies begründet sich in meinen eigenen Zweifeln am Spannungsbogen und an selbiger Feststellung meiner Testleserin. Also frisch ran ans Werk! Vielleicht schreibe ich ja eine riesige Anaconda rein 😉

Heute Positiv:

  1. Sonne, Sonne, Sonne!
  2. Blaubeeren statt Snickers

Negativ:

  1. Schlangen!!!!!!!
  2. Und noch mal: Schlangen!

Gruß und Kuss,
Laura aus dem Exil 😀